Töpferkurs im Kibbuz Kerem Shalom, 23.2.-2.3.2020
Ein Kooperationsprojekt mit Christen an der Seite Israels e.V.
Das Kibbuz Kerem Shalom liegt am westlichsten Punkt in Israel, direkt an der Grenze zum Gazastreifen und zu Ägypten. Wir waren zu Gast bei Rony und Ofer Kissin. Sie wohnen seit der Wiederbesiedlung im Jahr 2008 im Kibbuz. (Momentan leben 150 Personen dort, davon 70 Erwachsene.)
Rony engagiert sich stark für das gemeinschaftliche Leben im Kibbuz und hat dafür auch ein Gemeinschaftshaus nach vielen Stunden Aufräumarbeit wieder nutzbar gemacht. Dort bietet sie seit letztem Sommer wöchentlich Kreativangebote für Kinder an. Ihr Traum war es, hier eine Töpferwerkstatt einzurichten, für Kinder und Erwachsene. Von amerikanischer Seite bekam sie einen Brennofen gesponsert, nun auch von CSI eine elektrische Töpferscheibe mit Materialien, wie Ton, Glasuren und Werkzeuge. Ihr Traum ist in Erfüllung gegangen.
Als Keramikerin durfte ich, zusammen mit einer Freundin, eine Woche im Kibbuz verbringen. Wir richteten die Töpferwerkstatt ein, vermittelten Fachwissen, beantworteten Fragen und gaben Kurse für Erwachsene und Kinder – an der Töpferscheibe und auch für freies Modellieren. Für den „Memorial Day“, den Gedenktag für die gefallenen Soldaten, wurden 50 individuelle Blumen geformt, die dann an den Gedenktafeln plaziert werden. An der Töpferscheibe bekamen mehrere Personen Einzelunterricht. Die Kursteilnehmer/-innen hatten viel Freude am Töpfern.
Rony betonte, dass diese Aktion genau zum richtigen Zeitpunkt stattfand, in einer Bedrohungssituation durch Raketenbeschuss in der Region. Dass es ein Segen sei, dass wir gerade jetzt hier sind und die Menschen Ablenkung und diese Beschäftigung haben.
Als wir zu Beginn mit dem Mietwagen nach Kerem Shalom fuhren, bekamen wir einen Anruf, dass gerade „etwas los ist“, und dass wir uns nach den anderen Autofahrern richten sollen – was sie tun, sollen wir auch tun. Kurz später sahen wir ca. 9 Raketen am Himmel, die dann in der Luft abgeschossen wurden – wir waren also angekommen in der „Realität“. Die nächsten zwei Tage gab es immer wieder Raketenalarm (ca. 100 Raketen), allerdings 1/2 bis 1 Std. entfernt. Im Kibbuz selbst gab es auch einen Alarm, allerdings noch kurz bevor wir dort ankamen. (Bei Alarm hat man im Kibbuz 5 sec. Zeit, um in den „safety room“ zu gehen.) Wir fühlten uns trotz der angespannten Situation bewahrt, was das Timing betrifft, und auch weil wir von der Gastfamilie sehr gute Instruktionen bekamen, wann wir uns wie verhalten sollen. Ofer Kissin war bei der Armee und wusste beispielsweise, dass die Stunde nach „Waffenruhe“ eine kritische Zeit ist, und dass da noch was kommen kann, so war es dann auch. Einen Nachmittag verbrachten wir im „safety room“, ein Betonanbau an den Häusern. Das war in unserem Gästehaus ein heller, angenehmer Raum.
Nach zwei Tagen kehrte wieder Ruhe ein, und wir konnten uns frei auf dem Gelände bewegen.
Es war für uns ein Vorrecht, eine Woche lang im Kibbuz zu wohnen, die Menschen und deren Leben kennen zu lernen. Wir waren bestens versorgt, hatten viel Spaß mit unserer Gastfamilie und durften auch eine Shabbatfeier miterleben. Zu Rony und Ofer Kissin haben wir weiterhin Kontakt und freuen uns, sie wieder zu sehen – sei es in Israel oder in Deutschland.